Es gibt das diese Wörter, die einen Zustand beschreiben und die nicht 1:1 zu übersetzen sind. Dazu gehört das schöne französische Wort "Dépaysement".
"Dépaysement" kann eine Mischung aus Aufregung, Unsicherheit und einem Hauch von Melancholie oder Nostalgie beinhalten.
Oft ist es doch gleichzeitig beängstigend wie auch faszinierend, wenn man sich an einem neuen Ort oder in einer neuen Situation befindet. Es ist die Erfahrung, sich in einer Umgebung zu sein, die so anders ist, dass sie einen aus dem gewohnten Rahmen herausführt und neue Perspektiven eröffnet.
Es ist noch nicht lange her, als ich den Begriff "Dépaysement" zum ersten Mal gelesen habe. Schon sehr viel länger begleitet er mich auf meinen Reisen. Es ist eine Art Haltung, denn für meine freien Reisen, die fast nur Roadtrips sind, gibt es zum Start nur eine ungefähre Richtung. Der Rest ergibt sich auf der Fahrt, auf dem Weg.
In den letzten Wochen hatte ich zwei Mal die Möglichkeit, einen Roadtrip zu unternehmen. Kleine, feine Abstecher aus dem Alltag (dazu bei Interesse gerne mehr im Gondelgespräch). Inspirierende Umgebungen bieten per se einen Kontrast zum Gewohnten. Und wenn ich in Bewegung bin, sind auch meine Gedanken in Bewegung.
Reisen zwingt das Gehirn, sich neuen und ungewohnten Situationen zu stellen. Diese Herausforderungen bringen uns auf andere Gedanken. Geistige Flexibilität und das Verlassen gewohnter Denkmuster sind essenziell, um kreativ zu bleiben.
Und kreativ zu bleiben ist wichtiger und nötiger denn je.
Foto: Ich blicke in einem etwas anderen Winkel auf den Chiemsee, April 2024
Für das Wort "Dépaysement" habe ich ein Faible entwickelt. Die Haltung kann man wunderbar auch in seinen Alltag übernehmen, ohne verreisen zu müssen. Die Kunst ist es, für die entsprechenden "Reisen" zu sorgen. Gelegenheiten, den gewohnten Rahmen punktuell zu verlassen, Routinen aufzubrechen und neue Perspektiven suchen, um geistige Frische zu bewahren.
Nicht zu verwechseln mit der absoluten Selbstoptimierung, auf die zurzeit so viel Wert gelegt wird. Zu diesem Trend passt die überall massiv angepriesene 1%-Methode (Atomic Habits). Egal, ob man sich Gewohnheiten entledigen oder neue schaffen will. Sie führt zu kleinen Erfolgen, doch unterwirft man sich ein weiteres Mal starren Regeln und einem Diktat. Es wird erwartet regelmäßig eine Schippe in Form eines weiteren Prozents hinzuzufügen (was auf Dauer unrealistisch ist). Das ist das Gegenteil von kreativem Freiraum und einer leichten Orientierungslosigkeit. Deshalb habe
ich mir überlegt, was wäre, wenn man die 1% Methode einfach mal auf dem Kopf stellt?
Wenn wir den Optimierungswahn mal beiseite und dafür im Alltag, ohne Druck, Platz für 1% "Dépaysement" schaffen? Habits und Tracker und die Steigerung vergessen. Wenn wir Zeit für "Dépaysement" nehmen (und sei es nur 1%) und diese als kreatives Instrument nutzen? Unvorhersehbares in unseren Alltag einladen? Uns überraschen lassen, offen sein für eine Mischung aus Aufregung, Unsicherheit und einem Hauch von Melancholie oder Nostalgie?
Ich möchte diesen "Alltagsreisen" Raum verschaffen.
Gestalte ich Gelegenheiten, Anlässe, Anknüpfungspunkte für 1% Nicht-Routine.
Der Anfang macht ein Gondelgespräch. Angenehm freies Schweben zwischen hier und dort.
Einen Kontrast aus Ihrem Alltag oder eine "Dépaysement"-Erfahrung von denen Sie Ihren Mitfahrerinnen und Mitfahrern in der Gondel gerne erzählne möchten. Ist nicht so, dass jeder Mensch etwas weiß, was der andere nicht weiß?
Abfahrt: 25. April | 16.10 Uhr
Anzahl der Personen: max. 8 (Türen werden bei Erreichen der Maximalteilnehmerzahl geschlossen).
Dauer der Fahrt: 75 Minuten
Extras: Keine
Einstieg: https://us02web.zoom.us/j/81145617575?pwd=L2ZSbE1waVVCbDhHK3ZpZ2h3RzNhUT09
Sie möchten gerne auf eigene Faust etwas "Dépaysement" in ihren Alltag bringen? Auch Individualreisende schätzen Anregungen, Inspiration, kreative Techniken für Ihre 1% Nicht-Routine, die ich gerne teile. Was sich weiter in diesem Bereich an Angeboten entwickeln wird – lassen wir uns überraschen.
Eine Riesenfreude habe ich momentan mal wieder an der "Cut-Up-Technik". Sie fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Einfach mal einen bestehenden Text zerschneiden und die einzelnen Teile neu arrangieren. Auf den ersten Blick kann man hier die Orientierung etwas verlieren – dafür fördert sie eine kreative Freiheit. Bestehende Texte erscheinen in einem neuen Kontext. So entstehen unerwartete Verbindungen und Interpretationen. Diese Technik ist eng mit Künstlern wie Byron Gysin, William Burroughs aber auch David Bowie verbunden. 2016/2017 wurde diese auch in einer tollen Ausstellung im ZKM in Karlsruhe präsentiert. Dort bin besonders auf die Arbeit von Byron Gysin aufmerksam geworden.
Neben Papier und Schere gibt es dafür natürlich auch im Netz Cut-Up-Generatoren. Hier zwei davon:
The Lazarus Corporation Text Mixing Deck (Beispiel: Screenshot dieses Textes, den ich reingeworfen habe).
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen! Egal ob klassisch mit Papier und Schere oder mit den Generatoren.
Cut-Up Technik bei Wikipedia | Eine gute Erklärung verschiedener Techniken des Cut-Up | Ausstellung "Beat Genration" im ZKM Karlsruhe
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