Eine kurze und klare Antwort darauf ist: Ja!
Dass es sich dabei nicht nur um ein diffuses Gefühl handelt, sondern sich dies auch belegen lässt, dazu später mehr.
Begonnen hat es mit dem, was ich bei mir wahrgenommen habe. Damit hatte mich das Thema „gepackt“. Bin ich von etwas fasziniert, folge ich den Spuren. Wie es dann so ist, sieht man genau das, was man zuvor nicht beachtet hat, umso häufiger.
In Medien, in Newslettern, in Podcasts wird darüber berichtet, welchen vielfältigen Einfluss Kunst und Kreativität auf unser Gehirn und unser Wohlbefinden haben.
Ein Thema, das nicht nur für unseren persönlichen Alltag, sondern auch für unsere Arbeit an Wichtigkeit zunimmt.
Die ersten Beiträge las ich dazu, wie man schleichend unzufriedener wird, wenn Kunst und Kreativität aus unserem täglichen Leben verschwinden. Man beginnt zu leiden. Das hat mich dazu bewogen, in diesem Jahr davon in meinem Alltag mehr Platz einzuräumen, um an mir selbst zu beobachten, ob dies zutrifft.
Richtig aufregend wurde es, als ich die Arbeit "Your brain on Art – How arts transform us“ von Susan Magsamen, Gründerin des International Arts + Mind Lab, und Ivy Ross, Vizepräsidentin bei Google entdeckte. Nach ihren Aussagen liefert die Wissenschaft der Neuroästhetik die Beweise dafür, wie sich unser Gehirn und unser Körper verändern, wenn wir uns mit Kunst beschäftigen.
Was ich also selbst als diffuses Gefühl wahrgenommen hatte, lässt sich belegen.
„Your brain on arts“ stellt mehrere Thesen zu diesem komplexen Thema vor. Die Autorinnen heben hervor, dass Kunst die Neuroplastizität fördert – die Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu organisieren. Künstlerisches Schaffen unterstützt emotionalen Ausdruck und kreatives Denken. Kreative Prozesse fordern das Gehirn heraus, neue Verbindungen zu knüpfen. Wer sich darauf einlässt, trainiert sein Denken, wird flexibler und entdeckt neue Wege. Das stärkt Problemlösung, Improvisation und Innovation – Fähigkeiten, die wir im Alltag und bei der Arbeit brauchen. Ob durch eigenes Schaffen oder Nachdenken über Kunst – beides schult unsere Fähigkeit, neue Wege zu finden und komplexe Probleme zu lösen. Ohne diese Anregungen verliert das Gehirn eine wichtige Quelle für neuronale Vernetzung, was zu kognitiver Starrheit führen könnte. Kunst ist daher unverzichtbar.
Hintergrund zur These zum eigenen Schaffen:
Beim Kunstschaffen läuft unser Gehirn auf Hochtouren: Der präfrontale Cortex plant, der motorische Cortex setzt die Ideen in Bewegung, und der Hippocampus verbindet Erinnerungen zu etwas Neuem. Kreativität schenkt uns nicht nur Wohlbefinden, sie schärft auch unser Denken. Sie fordert das Gehirn heraus, macht es flexibler und lässt uns souveräner auf Überraschungen reagieren. Auf lange Sicht stärkt kreatives Tun unsere mentale Widerstandskraft und hilft uns, mit Unsicherheiten gelassener umzugehen.
Wie ich das in mein Leben einbinde:
Die Anteile, die mich schon sehr lange begleiten sind fotografieren (seit Jahrzehnten) und Druckgrafik/Linoldruck (seit Jahren). Mein Notizbuch habe ich zu einem Kreativbuch mit einem ganz eigenen Stil erweitert: Neben den klassischen Notizen nutze ich dies für mein eigenes Schreiben, um zu skizzieren, zu kritzeln, erstelle Collagen und Studien.
Um mein Spektrum zu erweitern und mich in meiner kreativen Praxis selbst anzuschubsen, schreibe ich auch regelmäßig öffentlich in meinem Journal auf der Webseite. Auch dieser Newsletter gehört inzwischen dazu. Mit kreativen Ausdrucksformen zu experimentieren, dazu habe ich mir selbst eine Jahresaufgabe gestellt – 2024 Licht – die ich ebenfalls öffentlich dokumentiere. Haptisches Arbeiten ist für mich unverzichtbar.
Hintergrund zur These zum Nachdenken über Kunst
Auch passiver Kunstgenuss kann uns bereichern, indem er das Gehirn dazu anregt, Eindrücke zu verarbeiten und tiefergehende Bedeutungen zu entdecken. Beim Betrachten oder Hören von Kunst aktivieren wir den visuellen und auditiven Cortex sowie das limbische System, das unsere Emotionen wie Freude oder Inspiration lenkt. Auf lange Sicht stärkt dieser Genuss unser emotionales Gedächtnis, fördert Achtsamkeit und lässt uns reflektierter denken. Gleichzeitig kann er das Gehirn entspannen, indem Gedanken im Hintergrund geordnet und Probleme quasi „nebenbei“ bearbeitet werden.
Wie ich das in mein Leben und Alltag einbinde:
Ganz weit vorne dabei sind meine Museumsbesuche. Regelmäßig und so oft, wie nur möglich. Weiter der Besuch von Galerien und das Betrachten von Kunst im öffentlichen Raum sowie Architektur. Regional und überregional. Auf Reisen versuche ich immer den Besuch von Museen und die Besichtigung von Architektur und Design einzubauen. Quelle der Inspiration auch für meine „aktiven“ Anteile. Weiter Musik, Bücher, Filme.
Einiges davon findet sich in den Beiträgen in meinem Journal wieder.
Denn egal ob aktiv oder passiv – beide Formen haben tiefgreifende Auswirkungen auf unser Gehirn.
Das diffuse Gefühl hat sich aufgelöst. Durch die regelmässige und erweiterte kreative Praxis den letzten Monaten. Dem was mich bereichert, dem werde ich künftig noch mehr Raum einräumen. In meinem Leben und in meiner Arbeit.
Wer sich für die wissenschaftliche Hintergründe interessiert -> Your Brain on Art
Zum Nachlesen in meinem Journal – darüber, was dort seit der letzten Ausgabe meines Newsletters Eingang gefunden hat:
Nachhall aus den vergangenen Tagen, 22. Oktober 2024
Ein besonderer Blick auf die Welt, 14. Oktober 2024
Man könnte sagen, es ist etwas aus dem Ruder gelaufen, 12. Oktober 2024
Carnet "Le questionnaire de Rimbaud", 9. Oktober 2024
Nachhall aus den vergangenen Tagen, 12. September bis 4. Oktober 2024
Den Wickel entfernen, 27. September 2024
Auch wenn es bereits Ende Oktober ist und ich an der Umsetzung meines Licht-Projekts für diesen Monat beschäftigt bin, hier noch ein Blick auf die Tagundnachtgleiche im September 2024.
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